Adolf Kolping Bio
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Die Zeit an sich betrachtet ist völlig wertlos, sie erhält den Wert für uns erst durch unsere Tätigkeit in ihr.

Adolph Kolping (1813 - 1865)
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Das bewegte erste Jahrzehnt

Regener Kolpingsfamilie kann in diesem Jahr feiern – Teil 3 der Serie zum 75-jährigen Bestehen

 Hans Vogl  14.03.2022 | Stand 13.03.2022, 21:47 Uhr

Die Schüler des Grundlehrgangs Metall mit Lehrgangsleiter Köck in einer Aufnahme aus der zweiten Hälfte der 1950er Jahre. −Repros: Hans Vogl

Regen. Am 30. März 1947, dem Palmsonntag, fand die Gründungsversammlung der Kolpingsfamilie Regen statt. Mit ihr sollte die Tradition des früheren Gesellenvereins weitergeführt werden, allerdings angepasst an die neuen Verhältnisse. Kooperator Georg Reischl wurde zum Präses gewählt und Alois Reitbauer zum Altsenior (jetzt: Vorsitzender). Reitbauer stand 45 Jahre an der Spitze der Kolpingsfamilie und war in dieser langen Zeit Motor und Seele des Vereins. Bereits 1948 entstand der Plan, ein „Gesellenhaus“ zu bauen, doch als bekannt wurde, dass der heruntergekommene Passauer Hof zum Verkauf stand, entschloss man sich im Frühjahr 1949 wegen der zentralen Lage des Gebäudes kurzfristig zu dessen Kauf, und zwar für die Summe von 15000 Mark. Der größte Teil musste mit Darlehen bzw. Kredit finanziert werden. Die Hauptlast allerdings, nämlich die umfangreiche Instandsetzung, lag weitgehend auf den Schultern der Kolpingsfamilie, die dabei eine Eigenleistung von etwa 7000 Arbeitsstunden erbrachte. Am 1./2. Juli 1950 fand die Einweihung des umgebauten Gebäudes statt, das nun in umfassender Weise Kolpinghaus geworden war.

Die Arbeit der Kolpingsfamilie war ab der Wiederbegründung sozialen Zielen und christlichen Werten verpflichtet. Dies zeigten schon zwei Vorhaben der frühen 1950er Jahre, nämlich die Entstehung der Kolpingsiedlung und der Einsatz auf dem Gebiet der Lehrlingsbetreuung. Im Zusammenwirken mit Pfarrei und Diözese konnte erreicht werden, dass Pfarrgrund für den Bau von Eigenheimen zur Verfügung gestellt wurde, und so entstand ab 1952 die Kolpingsiedlung mit (lt. Stadtgeschichte) im Endausbau 18 Wohnhäusern.

Die Segnung des Baugebiets der Kolpingsiedlung an der Bodenmaiser Straße am 2. August 1952

Richtungsweisend für die weitere Arbeit wurde dann das Engagement bei der Berufsvorbereitung. Bereits im August 1949 war ein größerer staatlichen Zuschuss für die Errichtung eines Lehrlingsheims mit etwa 30 bis 40 Plätzen im Kolpinghaus in Aussicht gestellt worden. Im Oktober wurden die Weichen dafür gestellt, und schon im Januar 1950 standen die ersten Schlafstellen zur Verfügung.

Das Kolpinghaus nach dem Umbau 1949/1950.

In den Folgejahren konnten weitere Teile des Hauses für diesen Zweck genutzt werden. Doch dabei blieb es nicht. Auf Anregung des Bayerischen Arbeitsministeriums übernahm die Kolpingsfamilie ab 1954 vom Kreisjugendring das im Bau befindliche Gebäude für den Grundlehrgang, und zwar als Bauträger sowie als Träger des Lehrgangs. In einer einjährigen Berufsvorbereitung konnten hier Schulabgänger in einer Zeit hoher Jugendarbeitslosigkeit in den Bereichen Metall und später Holz unterwiesen werden. Lehrgang und Lehrlingsheim befanden sich damit bei der Kolpingsfamilie in einer Hand.

„Innerfamiliär“ pflegte die Kolpingsfamilie eine vielseitige Vereinsarbeit mit monatlichen Bildungsangeboten. Sie bereicherte auch das öffentliche Leben, etwa durch die erfolgreiche Theatergruppe, die stets vor vollem Saal spielte, sowie durch das Kolping-Jugendorchester. Eine besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang die Mitarbeit der Kolpingsfamilie beim Wiederaufbau der 1952 abgebrannten Bärndorfer Kapelle. Die Bilanz des ersten Jahrzehnts war also sehr arbeitsreich, aber auch sehr erfolgreich.