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Solange ich gekonnt, habe ich gearbeitet, wird’s Feierabend früher als gedacht, nun, in Gottes Namen.

Adolph Kolping (1813 - 1865)
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Gesucht: Leihgroßeltern

Rita Koller - Kolping Vorsitzender Karl-Heinz Barth Foto Lukaschik

Ein bisschen Bürokratie muss schon auch sein beim Leihgroßeltern-Projekt der Regener Kolpingsfamilie, das Rita Koller auf die Beine gestellt hat. In einem dicken Ordner hat sie alles zusammengefasst. Kolping-Vorsitzender Karl-Heinz Barth unterstützt die Initiative mit dem Vorstand der Kolpingsfamilie Regen. Foto: Lukaschik

Initiative der Kolpingsfamilie Regen: Leihgroßeltern

Regen. So genau hat Rita Koller nicht gewusst, was sie erwartet. Eine fremde Familie, fremde Kinder; klappt das, wenn sie in diese Familie kommt? Akzeptieren die drei Buben im Alter von zehn, sieben und fünf Jahren die se Art Teilzeit-Großmutter? ¨Ja, es hat geklappt¨, kann Rita Koller jetzt sagen, mehr als ein Jahr nach dem ersten Treffen mit der Familie. Jetzt will Rita Koller das System der ¨Leihgroßeltern¨ ausbauen und sucht nach weiteren Frauen und Männern, die sich für dieses Ehrenamt zur Verfügung stellen.

Kennengelernt hat Rita Koller dieses Angebot bei einem Kolping-Kongress. In Lindau/Bodensee gibt es die Leihgroßeltern seit mehreren Jahren. ¨Es ist gedacht für Familien, bei denen die Großeltern vielleicht weit weg leben, auch für Alleinerziehende, die hier vor Ort nicht die Möglichkeit haben, ihre Kinder einmal von den Großeltern betreuen zu lassen¨, erzählt sie. Und es ist auch gedacht für die Kinder, die so Kontakt zur Großeltern-Generation bekommen. ¨Wenn ich einmal in der Rente bin, dann ziehe ich sowas in Regen auf¨ – diesen Vorsatz hat sie gefasst, als sie das Lindauer Modell kennenlernte. Sie hat Wort gehalten, und in der Familie mit den drei Buben ist sie ganz regelmäßig. ¨Man wächst in die Familie mit hinein¨, sagt sie. Sie macht mit den Kindern Hausaufgaben, sie spielt mit ihnen, und sie ist eine so sportliche ¨Leihoma¨, dass sie mit ihnen auch mal im Garten kickt oder Tischtennis spielt. Dabei mangelt es Rita Koller und ihrem Mann Christian nicht an eigenen Enkeln, fünf hat sie; allerdings leben sie alle etwas weiter weg. Der Mutter und dem Vater ihrer ¨Leihfamilie¨ – beide sind berufstätig – in ihrer ¨Leihfamilie¨ verschafft sie mit dem Ehrenamt Freiräume, bleibt auch schon mal über Nacht bei den drei Buben.

Bevor sie das Projekt gestartet hat, hat sie lange recherchiert, wurde vom Jugendamt und vom Familienbüro ¨KoKi¨ beraten. Denn eines wollte und durfte die Kolpingsfamilie Regen nicht anbieten, einen Tagesmutterservice oder die Arbeit von Familienpaten, die sich intensiv um Familien kümmern, in denen es nicht so richtig rund läuft. Diese Angebote werden vom Jugendamt koordiniert. Dafür wird Geld verlangt, dafür braucht man auch eine Ausbildung. ¨Unser Angebot ist ein rein ehrenamtliches Angebot¨, betont Rita Koller. Was auch bedeutet, dass die Leihgroßeltern keine Bezahlung für ihre Dienste bekommen. Mit Ausnahme einer Fahrtkostenerstattung, wie Kolping-Vorsitzender Karl-Heinz Barth ergänzt. Daneben ist über die Kolpingsfamilie auch Versicherungsschutz gegeben. ¨Im Vorstand waren wir schnell einverstanden mit dem Projekt, es passt zur Ausrichtung der Kolpingsfamilie, es passt zu unserem Leitbild¨, sagt Barth.

Damit Eltern und Leihgroßeltern, die zusammenpassen, gefunden werden können, dafür hat Rita Koller Fragebögen entworfen. Wie oft man Zeit hat, wird gefragt, wie alt die betreuten Kinder sein sollten, ob man zur Familie fährt oder die Kinder bei sich daheim betreut werden, ob auch Ausflüge gemacht werden könnten und ob eigene Enkel vorhanden sind, wird gefragt. Und die künftigen Leihgroßeltern werden auch darauf hingewiesen, dass sie ein ärztliches Attest benötigen, in dem bestätigt wird, dass keine Krankheiten vorliegen, die gegen eine Beaufsichtigung von Kindern sprechen. Außerdem benötigen die Leihgroßeltern – ebenso wie alle Ehrenamtlichen, die in Vereinen in der Kinder- und Jugendbetreuung arbeiten – ein erweitertes Führungszeugnis. ¨Wir hatten schon Fälle, in denen Interessenten wegen der Bürokratie abgewunken haben¨, berichtet Rita Koller, meint aber auch, dass der Aufwand wirklich nicht übermäßig groß ist.

¨Gegenwärtig haben wir drei Familien auf der Warteliste, die sich Leihgroßeltern wünschen, haben aber leider niemanden, der dieses Ehrenamt ausfüllen will¨, sagt Rita Koller und hofft, dass sich in den kommenden Wochen Interessenten melden – und ebenso in Familien hineinwachsen wie Rita Koller.
− luk

Wer Interesse hat, als Leihgroßeltern ehrenamtlich mitzuarbeiten, kann sich bei Rita Koller melden: 09921/3231.

Verfasser: Michael Lukaschik, VÖ BB 02.04.2015