Adolf Kolping Bio
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Das Glück läuft niemandem nach. Man muß es aufsuchen.

Adolph Kolping (1813 - 1865)
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Alte Werte im Neuem Gewand

Alte Werte in neuem GewandKolpingsfamilie Regen feiert 75. Geburtstag nach Wiedergründung und bietet moderne Ausbildung

Regen. Die Kolpingsfamilie Regen kann in diesem Jahr feiern: Vor 75 Jahren wurde sie wiedergegründet. Vor kurzem ist mit Josef Geihe das letzte Wiedergründungsmitglied gestorben. Seit zehn Jahren steht Karl-Heinz Barth an der Spitze der Kolpingsfamilie. Und als Vorsitzender der Regener Kolpingsfamilie ist man auch für einen nicht ganz kleinen Betrieb verantwortlich, für das Berufsbildungszentrum (BBZ) der Kolpingsfamilie. Ein Gespräch mit dem Vorsitzenden.

Sie haben die Hauptaufgabe angesprochen: Die Kolpingsfamilie Regen betreibt das Berufsbildungszentrum auf dem Grubhügel. Wie kam es dazu?
Barth: Das war eigentlich Zufall. In der Zeit der großen Jugendarbeitslosigkeit in den 1950er Jahren wurde im Landkreis Regen nach einem Träger für die Ausbildung der Jugendlichen gesucht. Erst sollte es der Kreisjugendring machen. Als der dann abgesprungen ist, stand die Kolpingsfamilie bereit. Es passt ja wunderbar zu der Idee von Adolf Kolping, sich um die Gesellen, die Wandergesellen zu kümmern. Das hatten die damaligen Kolping-Mitglieder sicher im Kopf, als sie die Initiative ergriffen haben.

Aber dass es einmal diese Dimension annehmen würde, das hatte sicher niemand erwartet?
Barth: Nein, sicher nicht. In den 70er Jahren ist klar geworden, dass die bisherigen Räume zu klein werden, dann hat man hier am Grubhügel geplant und damals schon großzügig Grundstücke erworben. Davon profitieren wir heute noch. Und entscheidend für uns ist die sehr gute Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit, die das Angebot für die Jugendlichen finanziert.

Ist eine solche Einrichtung von einer Kolpingsfamilie zu stemmen?
Barth: Ja, weil das operative Geschäft von den Mitarbeitern erledigt wird. Die Kolpingsfamilie ist gefragt, wenn es um Investitionsentscheidungen, wenn es um Erweiterungen geht.

Wie viele Mitarbeiter hat das BBZ?
Barth: Es sind rund 30, das sind unsere Ausbilder in den diversen handwerklichen Sparten und dann das pädagogische Personal, das die Jugendlichen außerhalb der Werkstätten betreut. Wir bieten ja Ausbildung in den Bereichen Metall, Ernährung, Holz, Farbe/Gestaltung, Gartenbau und der jüngste Bereich Lager/Logistik. Weggefallen ist unsere Maurerwerkstatt. Die berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme dauert in der Regel bis zu elf Monate. Die Jugendlichen haben die Möglichkeit, die Berufsfelder zu durchlaufen, ihre Berufswahl zu treffen und sich so auf die zukünftige Ausbildungsstelle vorzubereiten. Außerdem bieten wir noch die Fachwerkerausbildung und die Vollausbildung in gut zwei Dutzend Berufen.

Ist es schwierig, das Personal zu bekommen, das man für die Betreuung und Ausbildung der Jugendlichen braucht?
Barth: Es ist nicht einfach, aber bis jetzt haben wir es immer noch geschafft. Und es hat sich schon herumgesprochen, dass die Kolpingsfamilie kein schlechter Arbeitgeber ist.

Gibt es das Ziel, das Angebot der Handwerkssparten zu erweitern?
Barth: Wenn die Agentur für Arbeit eine Erweiterung des Angebots wünscht, dann stehen wir bereit. Wir haben auch noch Erweiterungsmöglichkeiten, da ist in den 70er Jahren sehr vorausschauend geplant worden. Eine wichtige Frage ist aber auch: Was kann ich sinnvoll machen mit den jungen Burschen, die hier bei uns sind. Die Jugendlichen haben ja oft nicht ganz einfache Schulkarrieren hinter sich.

Die Kolpingsfamilie ist aber auch abhängig von der Agentur für Arbeit, die die Einrichtung quasi finanziert, oder?
Barth: Ja, wir müssen uns auch mit unserem Angebot jedes Jahr neu bewerben. Aber die Agentur für Arbeit ist ein verlässlicher Partner für uns – und das spricht auch für die gute Arbeit, die unsere Mitarbeiter hier im Berufsbildungszentrum leisten. Wir sind bei der Ausbildung erfolgreich. Wer bei uns durchhält – und das ist die ganz große Mehrheit – der schafft auch die Ausbildung und hat dann sehr gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Wie schaut es dann aus, wenn die Nachfrage nach Azubis, so wie in den vergangenen Jahren, sehr hoch ist?
Barth: Das haben wir schon deutlich gespürt, dass die Betriebe, überspitzt gesagt, wirklich jeden nehmen. Allerdings kommen etliche, die eine Lehrstelle hatten und dann doch nicht zurechtgekommen sind, doch wieder zu uns ins Berufsbildungszentrum.

Es war für die Kolpingsfamilie nie ein Thema, sich vom Berufsbildungszentrum zu trennen?
Barth: Nein, der Betrieb hat uns nie überfordert. Wir haben es mühsam aufgebaut, wir hängen dran. Was man hier am Grubhügel sieht, das ist komplett hier erwirtschaftet worden.

Eine große Feier wird es zum 75-jährigen Bestehen seit der Wiedergründung nicht geben?
Barth: Nein, dazu ist die Lage etwas zu unsicher, es ist schwierig zu planen. Vielleicht ergibt sich einigermaßen spontan eine Feier.

Das Interview
führte Michael Lukaschik