Adolf Kolping Bio
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Wie übel wären wir dran, wenn unsere Hoffnung auf Menschen beruhte.

Adolph Kolping (1813 - 1865)
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Auf den Spuren eines Mutmachers

Festakt zur 75-jährigen Wiedergründung der Kolpingsfamilie Regen

Bayerwald-Bote 05.12.2022 | Stand 05.12.2022, 4:00 Uhr

Zwei Collagen mit historischen Fotos und ein Porträt des Gründervaters, das Manfred Homolka gemalt hat, sind zwei besondere Geschenke zum Jubiläum. Darüber freuten sich (v.l.) Ehrenvorsitzender Heinz Degen, Diözesanpräses Sebastian Wild, Vorsitzender Karl-Heinz Barth, der ehemalige Stadtpfarrer und Präses Generalvikar Josef Ederer und sein Nachfolger Prälat Ludwig Limbrunner. −Foto: Frisch

Von Ingrid Frisch

Regen. Die Gegenwart annehmen und die Zukunft gestalten – dieses Prinzip legte Adolph Kolping seinem engagierten gesellschaftlichen Handeln zugrunde. Sein beeindruckendes Lebenswerk fortzuführen war Ansinnen von 62 Männern um Alois Reitbauer, die im März 1947 den von den Nazis verbotenen Gesellenverein als Kolpingsfamilie Regen wiedergründeten. Mit einem Gedenkgottesdienst in der Stadtpfarrkirche und einem Festakt im Kolpinghaus wurde das 75-jährige Jubiläum gestern gefeiert. Die Festrede hielt Regens ehemaliger Stadtpfarrer und Kolping-Präses und heutige Generalvikar der Diözese Passau Josef Ederer.

Hilfe für Menschenmit Zukunftssorgen

Er erinnerte an die Nachkriegszeit vor 75 Jahren, die geprägt war von Not und großen Zukunftssorgen. Doch in Menschen wie Alois Reitbauer und seinen Mitstreitern habe der Geist Kolpings weitergewirkt. Ederer nannte Reitbauer, der 45 Jahre als Vorsitzender die Kolpingsfamilie Regen prägte, eine „Legende“. Sie hätten es dem Gründervater der Gesellenvereine gleich getan und „aus dem Glauben Zukunft gestaltet“ statt zu klagen. Wie ihr Vorbild waren sie der Meinung: „Die Zeit ist immer gleich gut oder schlecht. Aber bessere Menschen machen die Zeiten besser.“

Diese solidarischen Anpacker kümmerten sich um Handwerksgesellen, die nicht länger, wie früher, in den Familien ihrer Meister versorgt wurden, sondern sich selbst überlassen waren. Die Kolpingsfamilie war für sie eine gute, christliche Lebensschule, wie Ederer sagte. Dort fanden sie Heimat, berufliche und Glaubensbildung, eine Vorbereitung auf Ehe und Familie, erlebten Kultur und Geselligkeit.

Ederer fand viele Anknüpfungspunkte zu den Angeboten und Aktivitäten der Regener Kolpingsfamilie, die die Ideale Adolph Kolpings vielfach und einzigartig verkörpere. Der Festredner erwähnte den immensen Einsatz nach dem Kauf des „Passauer Hofs“, der zum Kolpinghaus umgebaut wurde. 7000 freiwillige Arbeitsstunden der Mitglieder sind allein bis 1950 dokumentiert. „Bauen gehört zu Kolping“, stellte der frühere Regener Präses fest und erinnerte auch an die Kolpingsiedlung, die dank Erbpachtmodell auf Pfarrgründen entstand und vielen Familien ein eigenes Zuhause ermöglichte.



Auch das Lehrlingswohnheim im Kolpinghaus wurde bald zu klein, so dass das Gebäude aufgestockt wurde. Weitere Kraftakte waren eine neue Werkstatt mit Internat, die 1976 an der Osserstraße in Betrieb gingen und 1989 die Sonderberufsschule. Ein „Aushängeschild“ nannte Ederer dieses moderne Berufsbildungszentrum, das fachliches Wissen vermittle und den Charakter bilde. Viele Erfolgsgeschichten seien dort geschrieben worden, trotz manch anfänglicher „Bändigungsphase“. Aber auch das geistliche Leben wird in der Kolpingsfamilie Regen gepflegt – und die Geselligkeit. Ederer erwähnte Gottesdienste, Kreuzwege, Maiandachten, Ski- und Theaterfahrten und Kegeln. Angebote wie das Leihgroßeltern-Projekt seien ein Beweis, dass die Regener Kolpingsfamilie nach wie vor die Zeichen der Zeit erkenne. Auch, dass es ausgerechnet im Jubiläumsjahr wieder eine Kolping-Jugendgruppe gibt, wertet Ederer als Zeichen für eine lebendige Gemeinschaft, die sich nicht unterkriegen lässt.

Nur drei Vorsitzende in 75 Jahren

„Groß werden ist das Eine, oben bleiben das Andere“, mit diesen Worten beschrieb Vorsitzender Karl-Heinz Barth ein „FC Bayern-Syndrom“, das auch die Kolpingsfamilie Regen fordert. Denn der Berufsförderlehrgang mit über 30 fest angestellten Mitarbeitern stehe im Dauerwettbewerb. Erfolgsgaranten seien effiziente Strukturen und Verlässlichkeit. Barth hält nichts von einer Amtszeitbegrenzung, wie sie der Bundesverband angestrebt hatte. Denn gerade der jahrzehntelange Einsatz in verantwortlichen Positionen gehöre zur Regener Kolpingsfamilie: In den 75 Jahren hat es nur drei Lehrgangsleiter, drei Heimleiter und drei Vorsitzende gegeben.

Dass die Regener Kolpingsfamilie auch mit der Stadt und der evangelischen Kirche eng verbunden ist und gut zusammenarbeitet, stellten Bürgermeister Andreas Kroner und Pfarrer Matthias Schricker heraus. Schricker freut sich über eine „unkomplizierte, zugewandte, geschwisterliche Ökumene“.